1. Definition der Anthroposophischen Kunsttherapien / Eurythmietherapie
Die Anthroposophischen Kunsttherapien – und die Eurythmietherapie wurden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang der Anthroposophischen Medizin, Heilpädagogik und Sozialtherapie von Ärzten und Künstlern auf der Basis der anthroposophischen Menschenkunde Rudolf Steiners entwickelt. Grundlegend ist die ganzheitliche Wahrnehmung und Behandlung des gesunden wie kranken Menschen in seinen leiblichen, seelischen und geistigen Wesensäußerungen.
Anthroposophische Kunsttherapien - und Eurythmietherapie aktivieren und unterstützen die schöpferischen Potentiale des Menschen zu innerem Wachstum, zum Ausgleich von Leiden und Krankheitserscheinungen; sowie zur Selbstregulation, ressourcenorientierten Stabilisierung und Neuorientierung. Über den Einsatz künstlerischer nonverbaler Mittel und Prozesse und die therapeutische Beziehung werden nachhaltige therapeutische Wirkungen auf körperliche, vitale, seelische und geistige Funktionen erzielt. Dieser Einsatz erfolgt bei Menschen aller Lebensalter.
Die Anthroposophischen Kunsttherapien sind untergliedert in:
- Anthroposophische Kunsttherapie Fachbereich Plastik
- Anthroposophische Kunsttherapie Fachbereich Malerei
- Anthroposophische Kunsttherapie Fachbereich Musik
- Anthroposophische Kunsttherapie Fachbereich Sprachgestaltung
- und Eurythmietherapie.
Dementsprechend beschreibt das Berufsbild Tätigkeitsfelder dieser Fachbereiche der Anthroposophischen Kunsttherapien und der Eurythmietherapie sowie die allgemeinen Anforderungen an die Hauptkompetenzen Anthroposophischer KunsttherapeutInnen und EurythmietherapeutInnen bzw. den Einsatz der kunst-therapeutischen und eurythmietherapeutischen Mittel in den spezifischen Verfahren.
2. Tätigkeitsfelder
Tätig werden Anthroposophische KunsttherapeutInnen / EurythmietherapeutInnen in klinisch-kurativen, gesundheitsfördernden und erhaltenden, präventiven, sowie rehabilitativen bzw. nachsorgenden Bereichen. Ihre Tätigkeiten umfassen:
- Entwicklungs- und gesundheitsfördernde/ -gesundheitserhaltende Maßnahmen
- Vorbeugung von Krisensituationen und Erkrankungen
- Maßnahmen bei akuten und chronischen somatischen, psychosomatischen und psychischen Erkrankungen
- Förderung von Wiederaneignungs- und Anknüpfungsversuchen bei gestörter Sozialisation
- Wiederherstellen von Selbstregulation und Eigenkompetenzen
- Darüber hinaus sind Anthroposophische KunsttherapeutInnen und Eurythmie- therapeutInnen in Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit tätig.
3. Kompetenzen Anthroposophischer KunsttherapeutInnen / EurythmietherapeutInnen
3.1. Personale Kompetenzen
Anthroposophische KunsttherapeutInnen / EurythmietherapeutInnen sind befähigt zur/zum:
- Nutzung der eigenen künstlerischen Tätigkeit zur Gesunderhaltung und Entwicklung der therapeutischen Persönlichkeit.
- Reflektierten und ökonomischen Umgehen mit den eigenen Ressourcen
- Empathie-, Beziehungsfähigkeit und professioneller Distanz
- Ausrichten des Handelns nach Berufs- und Ethik-Grundsätzen
- Sicherung der Verantwortlichkeit des Handelns durch Selbsterfahrung, Inter- und Supervision
- Realistischen Einschätzen der Möglichkeiten und Grenzen der eigenen Kompetenz
- Ständige Aktualisieren und Vertiefen der fachspezifischen Kenntnisse und Fähigkeiten, Fortbildung.
3.2. Soziale Kompetenzen:
- Kommunikation mit dem sozialen Umfeld des Klienten/Patienten
- Fähigkeit zur Zusammenarbeit im interdisziplinären Team und in Institutionen
- Konflikt- und Kooperationsfähigkeit im Aufbau und Erhalt einer tragfähigen therapeutischen Beziehung.
- Aufbau und Erhalt einer tragfähigen therapeutischen Beziehung.
Fach- und Sachkompetenzen
Anthroposophische KunsttherapeutInnen / Eurythmietherapeutinnen sind befähigt zur Anwendung von Anthroposophischen Kunsttherapien / Eurythmietherapie als eigenständige Therapieform. Das beinhaltet:
- Kenntnis anthroposophischer Menschenkunde und deren Anwendung in Prävention, Diagnostik,Therapie und Rehabilitation
- Kenntnisse der kunst- und geisteswissenschaftlichen Grundlagen der antroposophischen Kunsttherapie / Eurythmietherapie sowie von allgemeiner Anatomie und Physiologie, verschiedenen Entwicklungslehren und deren anthroposophisch erweiterter Sichtweise; Grundkenntnisse in Pathologie und Psychopathologie (Psychiatrie, Psychosomatik und Somatik)
- Kenntnis des jeweiligen nationalen Gesundheits-, Sozial- und Rechtssystems
- reflektiertes Umgehen mit berufskundlichen und berufsrechtlichen Regelungen und Berufsordnungen.
- Kenntnis der Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens.
Methoden- und Handlungskompetenzen
- Handeln aus Kenntnis der kunsttherapeutischen und eurythmietherapeutischen Mittel, Prozesse und Methoden
- Kompetenzen in therapeutischer Anwendung und Vermittlung von gestalterischen Techniken und Möglichkeiten innerhalb des jeweiligen kunsttherapeutischen und eurythmietherapeutischen Mediums
- Kompetentes Einsetzen der künstlerischen Mittel - zur Regulation körperlicher, vitaler, seelischer und geistiger Funktionen
- Erstellen von kunsttherapeutischen / eurythmietherapeutischen Diagnosen
- Entwickeln individueller und krankheitsbezogener Therapieziele
- Erstellen von Therapieplänen; Entwickeln von Übungsreihen; situationsgerechtes Anpassen von Therapieplanung und -durchführung
- Abstimmen der Therapieplanung mit dem verordnenden Arzt
- Reflektierendes Wahrnehmen der kurz- und langfristigen Wirkungen der therapeutischen Interventionen
- Erstellen von Dokumentationen und Berichten
- Umsetzung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die eigene Tätigkeit
Anthroposophische KunsttherapeutInnen / EurythmietherapeutInnen verfügen über anerkannte Qualifikationen durch die Medizinische Sektion der Freien Hochschule für Geisteswissenschaft und/oder Fachhochschul- beziehungsweise Hochschulqualifikationen, oder gleichwertige.
Die Grundstudiengänge dauern mindestens 4 Jahre und umfassen die theoretische und praktische Ausbildung sowie mentorierte praktische Tätigkeit.
* Der Berufstitel „Anthroposophische KunsttherapeutIn (bzw. Anthroposophische Kunsttherapie) ist länderspezifisch.
* Die international gebräuchliche Berufsbezeichnung ist „Eurythmietherapie“